Wo geht’s denn hier bitte nach Samadhi? Teil 2
So, heute geht´s ans „Eingemachte“! Denn, nachdem ich mich in meinem letzten Blogartikel mit den Yamas, dem Verhalten anderen gegenüber beschäftigt habe, geht´s hier nun darum die Niyamas zu betrachten. Die Niyamas sind die 2te Stufe, der insgesamt acht Stufen auf dem Weg nach Samadhi.
Das Haarige an der Sache? Ich muss mich mit mir selbst auseinandersetzen – Selbstreflektion ist hier das Wort der Stunde. Unterteilt sind die Niyamas in fünf Disziplinen, damit es so richtig spannend wird.
Das erste Niyama ist Sauca und wird aus dem Sanskrit mit Sauberkeit und Reinheit übersetzt.
Unser Körper ist das Zuhause unseres geistig-seelischen Wesens, und daher gehört dieser gepflegt und gehegt.
Nicht nur, dass man ihn nicht verwahrlosen lässt, also wäscht, kämmt, fein kleidet und ihn bewegt, damit er nicht einrostet. Nein, man muß ihn auch gut füttern, mit nährenden Speisen für den Bauch und guten Gedanken für den Geist.
Ich achte darauf, dass ich esse, was mir guttut! Das bedeutet für mich, dass ich keine Tiere esse, dass ich viel warm esse, weil ich das einfach gut vertrage und ich schaue, dass mein Essen kein Schund ist. Klar darf es auch mal ne Pizza sein aber das güldene `M´ kommt mir zum Beispiel nicht mehr in die Tüte.
Auch versuche ich mich daran, dass es meinem Kopf gut geht. Hier experimentiere ich wie wild. Mal ist es ein Tag digital detox (was nicht wirklich immer klappt), oder das Aussortieren von materiellem und geistigem Ballast (es sammelt sich so schnell wieder so viel an).
Bei alldem hilft mir Yoga sehr. Durch das Üben bestimmter Asanas, und das bewusste Einsetzen des Atems, lerne ich mit meinem Kopf und allem was da so drinnen rumschwirrt umzugehen, es anzunehmen, es zu verarbeiten und ggf. dann auch auszusortieren.
Im zweiten Niyama sollen wir lernen damit zufrieden zu sein, mit dem was wir haben. Mich in Samtosha zu üben, übersetzt mit Genügsamkeit, Bescheidenheit und auch Zufriedenheit, fällt mir nicht schwer.
War ich doch eigentlich nie der Typ „das Glas ist halb leer“, sondern eher „das Glas ist halbvoll“. Mir ist es wichtig meine Möglichkeiten zu sehen und nicht auf das zu schauen was ich nicht habe.
Diese Lebenseinstellung lässt mich übrigens auch aus doofen Situationen halbwegs glimpflich wieder rauskommen.
Tapas heißt wörtlich „erhitzen“. Durch das dritte Niyama – die Disziplin, können wir herausfinden was wir wollen oder was uns wichtig ist.
Es gilt den inneren Schweinehund zu überwinden, am Ball zu bleiben, wenn es passt, wenn du für etwas „brennst“.
Für mich ist das zum Beispiel gerade die Herausforderung, Job, Kinder, Haushalt und die beiden Ausbildungen zum Yogalehrer und Ayurveda Coach unter einen Hut zu kriegen. Das verlangt mir echt viel ab, und manchmal gibt es auch Tage, da könnte ich in den Sack hauen und alles hinschmeißen, aber – ich „brenne“ für diesen Scheiß!
Ich möchte meine beiden neuen Buddys nicht mehr missen und daher reiß ich mich am Riemchen und suche nach Mittel und Wege, mich für sie einzusetzen, denn ich weiß ja, es kann nur gut für mich ausgehen! Quasi eine win-win Situation auf allen Ebenen.
Durch Svadhaya, dem vierten Niyama, sagte man mir mal, würde ich lernen meine Seele zu verstehen. Hier geht es nämlich darum sich selbst zu erforschen und zu reflektieren.
Ja, und wie genau geht das?
„Nimm dich selber unter die Lupe, fange an zu hinterfragen und dich aufmerksam zu beobachten, gegenüber deinen Gedanken und Gefühlen“, wurde mir geraten.
Darüber mußte ich echt einiges an Hirnschmalz verbrennen, bis ich dahintergekommen bin, wie ich das anstellen könnte.
Es geht darum Verhaltensmuster, die einem nicht so wirklich guttun, diese aufzuspüren, aufzulösen oder so abzuändern, dass es wieder passt.
Für mich, die tagsüber meistens als Autopilot funktioniert – also, same procedure as every damn day, eine echt harte Nuss. Mein Tag ist so voll gepfropft bis in die letzte Ritze, da hab ich doch keine Zeit alles was ich tue auf die Goldwaage zu legen?! Oder, Gott bewahre, einfach Dinge zu ändern – es hängen mehrere Rattenschwänze, wie Mann und Kinder, Hund, Job, Haushalt u.s.w. an mir dran?! Einfach so alles über den Haufen zu werfen wäre fatal!
Aber, ich kann sagen, ich habe den Einstieg gefunden! In kleinen Minischritten und Minilisten (ich liebe Listen!) fange ich an mir neue Prioritäten zu setzen und diese auch umzusetzen.
Ich schaffe es immer öfter den Autopiloten mal auszuschalten und wieder selbst zu fliegen. Ich bin mir sicher – es wird!
Das letzte Niyama Ishvara-Pranidhana wird mit Hingabe übersetzt – die Hingabe zu Gott oder einem universellem Prinzip.
Ich bin in einem relativ religiösen Umfeld groß geworden. Meine Eltern haben sich aktiv in der evangelischen Gemeinde eingebracht. Das Gebet zum Mittagessen, der sonntägliche Kirchgang, später die Konfirmation habe ich als Kind oder Jugendliche nie hinterfragt.
Heute würde ich für mich sagen, dass ich nicht wirklich religiös bin. Aber ich habe „Gottvertrauen“, ich glaube an etwas, das größer ist als ich. Etwas Übernatürliches, das größer ist als wir alle. Das gibt mir Geborgenheit und Zuversicht und beruhigt mich zutiefst. Und es entspannt mich total, zu wissen, dass ich auch mal alle 10 gerade sein lassen kann, wenn eine Situation mal einfach nicht zu ändern ist, und zu vertrauen, dass alles gut werden wird, vielleicht nicht sofort aber irgendwann schon.
In diesem Sinne – Kommst du mit auf dem Weg nach Samadhi?
Comments